Napoleon und Lena

„So“, sagte Katja energisch und zeigte mir ein kleines, schwarzes Würmchen, „das ist Deiner. Also wäre mein Vorschlag. Aber der wäre perfekt für Dich. Nein nein nein – anfassen darfst Du noch nicht!“ Ich betrachtete den kleinen Winzling, gerade einmal handflächengroß, und tief und fest schlummernd. Ab und an stieß er ein wohliges Seufzen aus. Kleine Möpse sind ja wirklich allesamt süß, aber mir kam es so vor, als wäre dieser ganz besonders niedlich. Ja, das war dann wohl meiner. Lackschwarz, mit einem winzigen Flecken weißer Haare auf der Brust (wenn ich ihn ärgern will, singe ich ihm das Lied „Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär“ vor, aber das nur am Rande), aufgeweckter Blick - zauberhaft.

Es dauerte ein wenig, bis ich dann endlich wirklich den kleinen Napoleon (oder Nappo, wie Katja ihn nannte und er nun auch gerufen wird) streicheln durfte. Er schaute mich skeptisch an und ließ sich einige Streicheleinheiten gefallen. Relativ schnell hatte der kleine Kaiser allerdings genug von mir und zog sich unter das im Welpenzimmer stehende Bettchen zurück, wo er entspannt einschlief.

Ich habe Nappo einmal die Woche besucht und miterlebt, wie er vom kleinen Wurm, der die Augen noch geschlossen hat, zu einem selbstbewussten Möpschen heranwuchs. Der skeptische Blick blieb. Ich persönlich glaube, dass Nappo deshalb so skeptisch guckt, weil er der Überzeugung ist, dass er mir manchmal ein wenig auf die Sprünge helfen muss. So erinnert er mich freundlich, aber beharrlich daran, wann es Zeit fürs Essen ist, springt aufgeregt vor mir hin und her, wenn er einen besonders spannenden fremden Hund entdeckt hat und ihn mir zeigen möchte, und auch das Ende meiner Nachtruhe kennt er genau und erwartet mich mit freundlichem, aber strengem Blick. Mittlerweile ist er schon zu einem richtig großen Mops herangewachsen, der viel Rennen und Toben muss und dem kein fremder Hund unheimlich ist – letzte Woche hat er doch tatsächlich einen Schäferhundwelpen auf den Rücken gelegt! Nappo begleitete mich nach zwei Wochen bereits mit ins Büro und nun fast überall hin, auf ausgedehnteWaldspaziergänge genauso wie zum Kaffeetrinken bei Freunden. Er liebt es, unterhalten und bespielt zu werden, kann aber auch durchaus alleine einen Garten erforschen. Mit anderen Hunden haben wir noch nie Probleme gehabt.

Möpse sind ganz großartige Hunde. Sie sind drollig, treu, sehr intelligent (manchmal befürchte ich, dass Nappo ein wenig schlauer ist als ich), mutig, sozial und bringen die stolzen Besitzer täglich mindestens einmal zu einem herzhaften Lachen. Wer einen Mops von Katja übernimmt, hat aber weiterhin das Glück, einen tiefenentspannten und selbstbewussten Begleiter zu bekommen, der seinen ganz eigenen Charakter mitbringt. Nappo begegnet allem Neuen zwar mit einer gesunden Vorsicht, aber aufgeschlossen und interessiert und keinesfalls ängstlich. Aber abgesehen davon, dass die Hunde von Katja wirklich klasse sind, steht Katja selbst auch den jungen Mopsbesitzern beratend und hilfsbereit zur Seite. Bei den ersten Kinderkrankheiten und üblichen Unsicherheiten („ist das normal?“) konnte ich Katja immer kontaktieren und um Rat bitten.

Aber ich will hier nichts schönreden. Einen Katjamops zu haben, ist natürlich nicht nur rosig. Er ist beispielsweise nichts für Kontaktscheue – wenn Sie ungerne mit Ihren Mitmenschen reden, sollten Sie sich keinesfalls einen Mops zulegen! Auf nahezu jedem Spaziergang höre ich, wie unfassbar niedlich mein Hund ist, und nicht nur einmal wurden wir sogar um ein Foto gebeten (naja. Ich wurde gebeten; Nappo wurde geknipst). Dann ist mir immer noch völlig schleierhaft, wie ich meinem Hund beibringen soll, nicht an fremden Hosenbeinen hochzuhüpfen, wenn die übliche Reaktion ist: „Das macht gar nichts! Der ist ja so süß!“. Tjaja. Schwierig, schwierig.

Nachdem mein erster Mops Wilhelm viel zu früh verstorben ist, wollte ich eigentlich keinen anderen Hund haben. Ich wollte am liebsten nur Willi wieder haben. Doch Katja sagte, dass ich einen Mops haben sollte - und wie Recht sie hatte! Ich bin unendlich froh, dass ich den kleinen Nappo bei mir habe! Nun muss ich aber los. Nappo sagt, es ist Zeit für einen Spaziergang. :) Viele Grüße von Napoleon und Lena